Bären schlagen Lüttich nach 1:4-Rückstand noch mit 5:4
Es gibt Mannschaften, die liegen nach 40 Minuten mit 1:4 zurück und verlieren den Glauben an sich und den Sieg, weil der Gegner bis dahin den Ton angegeben hat. Und es gibt den EHC Neuwied. Wie die Bären im CEHL-Heimspiel gegen die Lüttich Bulldogs zurückkamen und fast schon aussichtslos zurückliegend, doch noch drei Punkte holten, war ein echter Parforceritt. Somit festigt der EHC, der am Sonntag spielfrei hat, seinen zweiten Platz hinter den Snackpoint Eaters Limburg-Geleen, die sich bei der EG Diez-Limburg mit 5:1 durchsetzten.
Bei den Bären fehlten der verletzte Maksim Anton, und der erkrankte Torhüter Lukas Schulte. Aber mit Oto Jeschke hat Trainer Leos Sulak einen zweiten Schlussmann, der sich absolut auf Augenhöhe mit Schulte befindet, und seinem Team in den ersten Minuten mit starken Paraden das Unentschieden festhielt. Er vereitelte die Alleingänge von Tyler Barrow (4.) und Hugo Reinhardt (5.). Die Bären fanden nur stockend in die Begegnung, gingen mit ihrer ersten Großchance aber direkt in Führung – und das in Unterzahl. Tjalf Deichmann setzte seinen Alleingang gegen Ken Passingham aus seiner Sicht rechts oben in die Maschen (13.). Die bis dahin eher glückliche Führung hielt bis zur Hälfte der Spielzeit.
Kurios: Die Bären entfachten offensiv gerade mehr Zug zum Tor, besaßen unter anderem durch Michael Jamieson die Chance zum 2:0 (25.), aber nun gnadenlos effektive Bulldogs machten im Umschaltspiel kurzen Prozess. Der EHC bekam Lüttichs Reihe mit Bryan Kolodziejczyk, US-Neuzugang Tyler Barrow und Bryan Henry nicht in den Griff und fing sich innerhalb von sieben Minuten vier Gegentore ein. Zweimal Kolodziejczyk (30., 33.) und zweimal Barrow in seinem ersten Spiel für Lüttich (34., 37.) gaben den Neuwiedern das Nachsehen.
Was im letzten Drittel folgte, war einer dieser verrückten Eishockey-Abende, an die man sich lange zurückerinnert. Vier Tore gegen den Meister in einem Drittel? Vier Tore gegen den tadellosen und sicheren Torhüter Troy Passingham? Das schafft nur eine Mannschaft, die fest an sich glaubt. Und das tat der EHC. Allerdings machten sich die Gäste das Leben selbst schwer und verspielten am Ende auf der Strafbank den Sieg. Frank Neven kassierte für einen Bandencheck gegen Tom Chetik eine Fünf-Minuten-Strafe, die Juuso Rajala mit zwei trockenen Handgelenksschüssen (47., 48.) zum Anschluss nutzte. Die Mannschaft von Leos Sulak hatte das Momentum gedreht und legte nach. Hinten hielt Oto Jeschke den EHC unter anderem mit einer ganz wichtigen Parade gegen Kolodziejczyk im Spiel (52.), und im Angriff brachte Janeck Sperling das Icehouse nach seinem erfolgreichen Solo durch die Minute zum Beben (55.). 281 Sekunden vor dem Spielende war die Partie wieder völlig offen. Sie bekam das Ende, das sich anbahnte. Olaf-Jan Schöningh stellte Juuso Rajala das Bein, Schiedsrichter Sascha Westrich schickte den niederländischen Stürmer auf die Strafbank und Jamieson sorgte nach Vorarbeit von Jeff Smith und Juuso Rajala mit einer Direktabnahme für das 5:4 (58.). Der US-Amerikaner musste nach einem Halten ebenfalls noch in die Kühlbox, doch die mit Leidenschaft und großer Moral zurückerkämpfte Führung ließ sich der EHC nicht mehr nehmen. Jeschke wehrte die gefährlichen Schüsse von Kolodziejczyk und Schöningh ab und hielt die drei Neuwieder Punkte zum Ende eines denkwürdigen Eishockey-Abends fest.
Neuwied: Jeschke – Walkowiak, Esche, Schlicht, Tegkaev, Klyuyev, Rieger, Zaslavski, Becker – Rajala, Chetik, Asbach, Beeg, Litvinov, Jamieson, Stumpe, Sperling, Wasser, Smith, Alexandrov, Deichmann.
Lüttich: Passingham – Blanchy, Bollen, van Gestel, Neven, Smeets, Darques – A. Kolodziejczyk, Boni, Schöningh, Reinhardt, Barrow, de Vriendt, Auger, de Smet, B. Kolodziejczyk, Henry, Delbrassine.
Schiedsrichter: Sascha Westrich.
Zuschauer: 1305.
Strafminuten: 10:17.
Tore: 1:0 Tjalf Deichmann 13‘, 1:1 Bryan Kolodziejczyk (Barrow) 30‘, 1:2 Bryan Kolodziejczyk (Henry, Neven) 33‘, 1:3 Tyler Barrow (Henry, B. Kolodziejczyk) 34‘, 1:4 Tyler Barrow (Henry, B. Kolodziejczyk) 37‘, 2:4 Juuso Rajala (Walkowiak, Smith) 47‘, 3:4 Juuso Rajala (Smith, Sperling) 48‘, 4:4 Janeck Sperling 56‘, 5:4 Michael Jamieson (Rajala, Sperling) 58‘.
Sie brachten die EHC-Aufholjagd zum furiosen Ende: Janeck Sperling (links) glich zum 4:4 aus und Michael Jamieson (rechts) erzielte den Siegtreffer.