Xaver Hochstraßer entscheidet das Penaltyschießen in Den Haag
Diese Mannschaft des EHC Neuwied ist durch nichts kleinzukriegen. Nicht durch das Verletzungspech, nicht durch einen 0:3-Rückstand nach 13 Minuten im entscheidenden dritten Play-off-Halbfinale, nicht durch den erheblich ausgedünnten Kader. Die Bären haben am späten Dienstagabend den Hauptrunden-Ersten der BeNe League, UltimAir Hijs Hokij Den Haag, in der durch einen 5:4 (0:3; 1:0; 3:1; 0:0; 1:0)-Sieg nach Penaltyschießen aus dem Titelrennen geworfen und spielen ab Samstagabend in der Best-of-five-Serie gegen die Lüttich Bulldogs. Das erste Heimfinale steigt am Sonntag ab 19 Uhr.
„Es war wichtig, dass wir nach dem 0:3-Rückstand geduldig geblieben sind und nicht zu früh hinten aufgemacht haben. Ich wusste, dass es noch einmal knapp werden kann, wenn wir zum 1:3 verkürzen. Es ist unglaublich, dass wir es noch geschafft haben, dieses Spiel zu drehen. Hut ab vor den Jungs“, sagte Leos Sulak. Seine nimmermüde Mannschaft begeisterte den EHC-Trainer einmal mehr. Die Bären versuchten nach der fünfstündigen Busfahrt das Spiel mit einer kräfteschonenden Ausrichtung einfach zu halten. Die Niederländer übernahmen von Anfang an das Kommando. In den ersten 20 Minuten bewegte sich das Spiel fast ausschließlich in Richtung des von Jan Guryca gehüteten Tores. Tobie Collard (6.) sowie Raymond van der Schuit (7.) trafen nach Querpässen am langen Pfosten lauernd und Chad Niddery fälschte einen Handgelenksschuss von der blauen Linie ab (13.). Leos Sulak nahm nach dem dritten Gegentreffer die Auszeit und beruhigte die Gemüter.
Den Haag verfiel im zweiten Abschnitt immer mehr in den Verwaltungsmodus und ließ deutlich nach. Neuwied brachte nun deutlich mehr Aktionen in der Offensive zu Stande. Der Anschlusstreffer durch Thorben Beeg gab den Gästen neuen Rückenwind. Bei einem Zwei-gegen-Eins-Konter gemeinsam mit Janeck Sperling suchte Neuwieds Angreifer mit der Nummer 19 auf eigene Faust den Abschluss und überwand Brett Magnus (35.). Sulaks Team kam spätestens jetzt auch offensiv richtig im Spiel an. Dieses war für Geburtstagskind Maximilian Rieger nach 40 Minuten beendet. Der Verteidiger schied angeschlagen aus und verfolgte das letzte Drittel von der Bank aus. Es war ein denkwürdiges Drittel. Bis in die 57. Minute hinein änderte sich nichts am Spielstand. Den Haag stand schon mit einem Bein im Finale, genauso wie der EHC am Sonntag in Spiel zwei, als man bis zwei Minuten vor Schluss in Front lag. Was dann innerhalb von 84 Sekunden passierte, übersteigt jegliche Vorstellungskraft. Jeff Smith (57.), Tobias Etzel (58.) und Maximilian Wasser (58.) drehten das Ergebnis binnen 54 Minuten zu Gunsten der Bären. Zunächst brachte Smith in Überzahl die Kombination über Juuso Rajala und Janeck Sperling zu Ende. Ein Wechsel später hüpfte die Scheibe Ritchie van Hulten zwischen den Schlittschuhen durch, sodass Tobias Etzel durchstartete und sich für seinen permanent großen Einsatz belohnte. Und damit noch nicht genug: Maximilian Wasser fälschte den Schuss von Brett Magee zum 3:4 ab. Der Rest erinnerte an das zweite Halbfinale vom Sonntag. Der EHC büßte seinen Vorsprung ein. Joey Oosterveld konnte sich feiern lassen. Wieder ging die Partie in die Verlängerung, wieder ging sie ins Penaltyschießen. „Es spricht für den Charakter der Mannschaft, dass sie nach den Niederlagen in der Verlängerung in der Hauptrunde jetzt den Hebel umgelegt hat“, sagte EHC-Manager Carsten Billigmann. In den nervenaufreibenden fünf Overtime-Minuten im Kräfteverhältnis drei gegen drei hatten beide Seiten die Möglichkeit, das Spiel für sich zu entscheiden. Für das dritte Neuwieder Penaltyschießen in den Play-offs nominierte Trainer Sulak zum Teil neue Schützen. Neben den etatmäßigen Schützen Juuso Rajala und Jeff Smith verwandelten auch Thorben Beeg und als Matchwinner Xaver Hochstraßer. Hochstraßer lief als fünfter Neuwieder an, verlud Brett Magnus und eröffnete den Neuwieder Finaljubel.
Der EHC-Gegner stand ebenfalls erst nach Penaltyschießen fest. Die Lüttich Bulldogs setzten sich gegen die EG Diez-Limburg durch.
Den Haag: Magnus – van Hulten, Kronenburg, van Oeveren, Willemse, van Oorschot, Smid – Oosterveld, van Bentem, Bison, van der Schuit, Evers, van Schilt, Niddery, Collard, de Zwart, Turpijn, Brothers.
Neuwied: Guryca – Esche, Apel, D. Schlicht, Magee, Klyuyev, Rieger – Rajala, Beeg, Litvinov, Anton, Hochstraßer, Sperling, Wasser, Smith.
Schiedsrichter: Tim Tzirtziganis/Pascal Keus.
Strafminuten: 8:6.
Tore: 1:0 Tobie Collard (Brothers, Turpijn) 6‘, 2:0 Raymond van der Schuit (Willemse, van Oorschot) 7‘, 3:0 Chad Niddery (van Oorschot, Willemse) 13‘, 3:1 Thorben Beeg 35‘, 3:2 Jeff Smith (Sperling, Rajala) 57‘, 3:3 Tobias Etzel (D. Schlicht 54) 58‘, 3:4 Maximilian Wasser (Magee, Klyuyev) 58‘, 4:4 Joey Oosterveld (Smid) 59‘, Penaltyschießen: 4:5 Xaver Hochstraßer.
Neuwieder Finaljubel: Um kurz nach 23 Uhr konnten die Bären in Den Haag ihr Glück kaum fassen.