Bären verlieren am Heckenweg nach Verlängerung

Nach knapp drei Stunden (!) musste der EHC Neuwied das Derby gegen die EG Diez-Limburg erneut als Verlierer beenden. Die Bären unterlagen nach Verlängerung mit 4:5 und konnten sich über den einen Zähler kaum freuen.
Es dürfte unter den offiziell 1564 Zuschauern am Freitagabend am Diezer Heckenweg den einen oder anderen gegeben haben, der sein erstes Eishockeyspiel erlebte. Das Derby zieht schließlich immer mehr als das übliche Publikum an. Der Eishockey-Neuling wird sich im ersten Drittel die Frage gestellt haben: „Was ist das hier eigentlich?“ Fürchterlich lange Diskussionsrunden des Unparteiischen-Gespanns um die beiden Hauptschiedsrichter Marc Stromberg und Marcus Hahn drängten das Eigentliche, warum die Zuschauer gekommen waren, in den Hintergrund. Was sich sage und schreibe über 55 Minuten hinstreckte, um 20 Spielminuten zu absolvieren, war alles, aber keine Werbung für die schnellste Mannschaftssportart der Welt. Zwei der besten Mannschaften der BeNe League wollten zum sechsten Mal in dieser Saison ihren Sieger ermitteln und verwöhnten die Zuschauer in den Phasen, in denen die Unparteiischen es zuließen, auch mit einem hochklassigen Spiel, aber unter anderem auf zwei achtminütige Beratschlagungen sowie ein Strafen-Chaos in Reinkultur im ersten Abschnitt hätten alle verzichten können. „Was sich hier abgespielt hat, war eine Frechheit. Das hat unsere Sportart nicht verdient, und das wird dieser tollen Liga nicht gerecht. Wir waren kurz davor, das Eis zu verlassen“, kommentierte EHC-Manager Carsten Billigmann die Schiedsrichterleistung. Warum? Es gab auf beiden Seiten nicht nur reihenweise Entscheidungen, die ratlose Gesichter zurückließen, sondern auch eine Situation im ersten Abschnitt, die die Neuwieder zum Überlegen brachten, ob sie in die Kabine gehen. Nach einer Auseinandersetzung zwischen mehreren Spielern bestätigte Schiedsrichter Hahn nach übereinstimmenden Neuwieder Angaben, dass der zunächst als „Sünder“ genannte Brett Magee weiterspielen darf und nicht auf der Strafbank Platz nehmen muss. Als der EHC die anschließende Unterzahlsituation verteidigt und Jeff Smith das vermeintliche 2:0 für Bären erzielt hatte, änderten die Unparteiischen ihre Meinung. Plötzlich waren sie der Auffassung, dass Magee doch auf die Strafbank gehört hätte, erkannten Neuwieds Tor ab, ließen die Spieluhr zurückdrehen, und der EHC sah sich der eigentlich überstandenen Unterzahlsituation noch einmal gegenüber. „Eine richtungsweisende Situation“, fand Billigmann. Nach einer ausgeglichenen Anfangsphase markierte Smith in der elften Minute das 0:1 und die Gäste setzten nach. Mit der Führung gingen jedoch die Rockets in die Kabine. Binnen 24 Sekunden drehten die beiden Neuzugänge Thomas Lichnovsky (17.) und Jason Lavallee (18.) das Ergebnis.
„Wir wollten die Antwort sportlich geben und haben uns zurückgekämpft“, lobte Billigmann die Moral der Bären. Janeck Sperling egalisierte zum 2:2 (27.). Die EGDL legte danach schnell den Schalter um. Nach einem zunächst passiven Start ins Mitteldrittel sorgten Lavallee (28.) und Hugo Turcotte (30.) für den nächsten Doppelschlag der Einheimischen zum 4:2. Das ging in beiden Situationen zu einfach aus Sicht der über weite Phasen gut verteidigenden Bären. Smiths zweiter anerkannter Treffer (32.) brachte die Mannschaft von Leos Sulak, die durch diverse Ausfälle mit dünnem Kader an die Landesgrenze reiste, wieder ins Spiel. Der dritte Abschnitt verlief ohne Fesseln. Beide Mannschaften spielten auf Sieg. Erneut Smith schaffte früh im Schlussdrittel für gleiche Voraussetzungen (42.). Nach seinem Ausgleich zum 4:4 boten sich Möglichkeiten auf beiden Seiten. Neuwied ließ eine 5:3-Überzahl liegen, Schlussmann Jan Guryca verhinderte bei Hugo Turcottes Alleingang den nächsten Rückstand. Erst in der Verlängerung fiel die Entscheidung. David Lademann zog aus dem Zentrum per Schlagschuss ab und traf zum 5:4-Endstand für die Raketen, die sich wie schon am zweiten Weihnachtsfeiertag den Zusatzpunkt sicherten.
„Ich ziehe den Hut vor unserer Mannschaft, die alles gegeben hat“, sagte Billigmann bei aller Enttäuschung über das Ergebnis. Das Hauptthema in seinem Statement blieb jedoch das eingangs geschilderte. „Lange Zeit bin ich, was die Schiedsrichterleistungen in unserer Liga angeht, ruhig geblieben, aber so kann es nicht weitergehen. Schickt uns Schiedsrichter aus dem DEB, dafür bezahlen wir gerne ein paar Euro mehr. Aber mit so etwas wie heute macht sich unser Sport lächerlich.“

Diez-Limburg: Ekholm-Rosén – Reuner, Valenti, Kristic, Lachmann, Seifert, Minaychev – Lichnovsky, Kurth, Wegner, Lavallee, Firsanov, Piskowazkow, Lehtonen, König, Lademann, Karpenko, Grund, Turcotte.
Neuwied: Guryca – Dech, D. Schlicht, Magee, Klyuyev, Rieger – Rajala, Chetik, Asbach, Litvinov, Esche, Hochstraßer, Sperling, Wasser, Smith.
Schiedsrichter: Marc Stromberg/Marcus Hahn.
Zuschauer: offiziell 1564.
Strafminuten: 34 + doppelte Disziplinarstrafe und damit automatische Spieldauerdisziplinarstrafe gegen Seifert + Spieldauerdisziplinarstrafe gegen Lachmann : 34 + Spieldauerdisziplinarstrafe gegen Wasser.
Tore: 0:1 Jeff Smith (Magee, Wasser) 11‘, 1:1 Thomas Lichnovsky (Grund, Seifert) 17‘, 2:1 Jason Lavallee (Turcotte, Seifert) 18‘, 2:2 Janeck Sperling (D. Schlicht, Dech) 27‘, 3:2 Jason Lavallee (Turcotte, Piskowazkow) 28‘, 4:2 Hugo Turcotte (Lademann, Piskowazkow) 30‘, 4:3 Jeff Smith (Sperling, Magee) 32‘, 4:4 Jeff Smith (Rajala, Magee) 42‘, 5:4 David Lademann (Lavallee, Kurth) 63‘.

Sie wollten doch eigentlich Eishockey spielen, stattdessen herrschte am Diezer Heckenweg am Freitagabend ein heilloses Strafen-Durcheinander. Unser Foto zeigt vier Personen, die den Abend prägten, von links: Die Hauptschiedsrichter Marcus Hahn und Marc Stromberg, der dreifache Neuwieder Torschütze Jeff Smith und EGDL-Matchwinner David Lademann.