Bären unterliegen dem Tabellenletzten deutlich
Die bislang so verkorkste Saison im BeNe League Cup hat für den EHC Neuwied am Sonntagabend im Mitteldrittel ihren Tiefpunkt erreicht. Gegen den Tabellenletzten Mechelen Golden Sharks kassierten die Bären eine 3:7 (0:1; 0:5; 3:1)-Schlappe. Weil die Mannschaft von Trainer Leos Sulak am Tag zuvor bei den Leuven Chiefs mit 5:3 gewonnen hatte und die Erwartungshaltung entsprechend aussah, das erste Sechs-Punkte-Wochenende der Saison perfekt zu machen, war die Fassungslosigkeit bei Sulak, Manager Carsten Billigmann, Vorstand und den Anhängern umso größer. „Es ist mir ein Rätsel, innerhalb von 24 Stunden eine ganz andere Mannschaft zu sehen. Wir haben am Samstag ein wirklich ordentliches Spiel gemacht“, fanden Billigmann nach der Partie die Fragezeichen ins Gesicht geschrieben. „Die Leistungen werden unserem Anspruch und unserem Verein nicht gerecht.“
0:1 stand es nach dem ersten Drittel, in dem sich beide Mannschaften einigermaßen neutralisierten. Neuwied hatte insgesamt etwas mehr Spielanteile, aber die Chancenverwertung blieb einmal mehr das Problem. Die Bären tun sich seit Wochen vor dem gegnerischen Tor schwer, da kam das Fehlen von Kapitän Jeff Smith, der am Samstag in Leuven eine Spieldauerdisziplinarstrafe kassiert hatte, als zusätzliches Handicap obendrauf. Xaver Hochstraßer traf den Pfosten (7.), Maximilian Wasser (8.) und Tobias Etzel in Überzahl (15.) kamen nicht an Mechelens Schlussmann Mike Gysbrechts vorbei. Die auf Konter lauernden Belgier nutzten einen ihrer Gegenangriffe, mit denen sie Nadelstiche setzten zum 0:1 (19.). Cas Staps gab Tjaard Jansen das Nachsehen. „Tjaard hat uns im ersten Drittel mit seinen Paraden geholfen, im zweiten Drittel haben wir ihn im Stich gelassen“, merkte Trainer Sulak an.
Dieser Mittelabschnitt wird als Neuwieder Albtraum in Erinnerung bleiben. Er begann mit dem verletzungsbedingten Aus von Janeck Sperling und gipfelte in fünf Gegentoren unter gütiger Mithilfe der Deichstädter. Dabei war das Sulak-Team noch mit Wut im Bauch aus der Kabine gekommen. Die Heimmannschaft hatte besseren Zug zum Tor, jedoch wollte der Treffer nicht fallen. Immer wieder herrschte im Getümmel vor dem Sharks-Tor Hochbetrieb, der Killerinstinkt fehlte dem EHC in diesen Aktionen. Auch das 0:2 durch Ben van den Bogaert nach einem weiteren Konter über die rechte Seite (25.) schien noch verkraftbar zu sein. Stephens, Dennis Schlicht und zweimal Jack DeBoer hatten in eienr weiteren Druckphase den Anschlusstreffer auf dem Schläger. Entweder entschärfte Gysbrechts die Schüsse, ein Verteidiger schmiss sich in den Schuss oder klärte – so wie Jakob Huyghe in der 29. Minute – wenige Zentimeter vor der Torlinie. Es ist bezeichnend für diese bisherige Saison, dass Neuwied das Tor nicht erzielte und sich der Gegner dann nach individuellen EHC-Fehlern bedankt. DeBoer legte Artiom Anosov das 0:3 in eigener Überzahl quasi mundgerecht vor (30.). Damit war es um die Bären geschehen. Eine eine Abwehr in der Zuschauerrolle, die Eneas Palmaerts (34.) und Ben van den Bogaert (34.) vor dem 0:4 und 0:5 gewähren ließ sowie und eine weitere Nachlässigkeit im Stellungsspiel, die zum 0:6 durch Cas Staps führte (38.) ließen entgeisterte Neuwieder zurück.
Zum letzten Drittel ersetzte U20-Schlussmann Jan Meister im Tor Tjaard Jansen, der sich nach einem Schuss an seine Maske mit Verdacht auf Gehirnerschütterung zur Untersuchung ins Krankenhaus begab. Tom Chetik, einer der Neuwieder Lichtblicke des Abends, folgte ihm mit Verdacht auf Mittelhandbruch. Zu diesem Zeitpunkt war auch Tobias Etzel bereits ausgeschieden. Schiedsrichter Marcus Eberl schickte ihn und Mechelens Huyghe in der 32. Minute nach einer Auseinandersetzung zum Duschen. „Dass durch die Ausfälle unsere Sturmreihen auseinanderbrachen ist eine Erklärung, aber keine Entschuldigung. Es ist schwierig, etwas zu diesem Spiel zu sagen“, herrschte bei Trainer Sulak deprimierte Stimmung. Immerhin betrieb der EHC in den letzten 20 Minuten Ergebniskosmetik. Brett Magee mit einer guten Einzelaktion (44.), Björn Asbach in einer Zwei-gegen-Eins-Situation nach Querpass von Maximilian Wasser (50.) und Brett Magee mit einem Schlagschuss (53.) erzielten die drei Neuwieder Treffer. Jan Meister, abschließend zum EHC-Spieler des Spiels ausgezeichnet, kassierte durch einen Distanzschuss von Anosov seinen einzigen Gegentreffer (44.).
Carsten Billigmann sprach nach der Partie Klartext: „Wir werden handeln müssen. Es gibt anscheinend ein paar Leute, die es auf dem Eis nicht umsetzen können oder wollen. Im letzten Drittel haben die Jungs gespielt, die Bock haben und sich reinhängen.“
Neuwied: Jansen (41. Meister) – Pering, D. Schlicht, Dech, Magee, Klyuyev, Rieger – DeBoer, Stephens, Chetik, Asbach, Beeg, Litvinov, Apel, Hochstraßer, Sperling, Wasser, Etzel.
Mechelen: Gysbrechts – Vanderhulst, Gyesbreghs, Huyghe, Jaron Blomme, Verryt, Baranovskis – Poitras, Staps, Palmaerts, van den Bogaert, Egle, Anosov, Andriaenssens, Bernard, Bosmans, Jorre Blomme.
Schiedsrichter: Marcus Eberl.
Zuschauer: 658.
Strafminuten: 9 + Spieldauerdisziplinarstrafe gegen Etzel : 15 + Spieldauerdisziplinarstrafe gegen Huyghe.
Tore: 0:1 Cas Staps (Bosmans, Jaron Blomme) 19′, 0:2 Ben van den Bogaert (Jaron Blomme, Anosov) 25′, 0:3 Artiom Anosov (Baranovskis, Egle) 30′, 0:4 Eneas Palmaerts (Adriaenssens, Gyesbreghs) 34′, 0:5 Ben van Bogaert (Staps, Gyesbreghs) 34′, 0:6 Cas Staps (van den Bogaert, Bosmans) 38′, 1:6 Brett Magee (Beeg, Litvinov) 44′, 1:7 Artion Anosov (Jaron Blomme, Baranovskis) 44′, 2:7 Björn Asbach (Wasser, Magee) 49′, 3:7 Brett Magee (Beeg, Wasser) 53′.
Tom Chetik zählte auch am Sonntag zu den Neuwieder Spielern, die vollen Einsatz zeigten. Im Schlusdrittel musste er mit Verdacht auf Mittelhandbruch ins Krankenhaus.