Vor 1400 Zuschauern: EHC muss sich nach Verlängerung mit 6:7 geschlagen geben
Ein Pass von Janeck Sperling diagonal nach hinten, eine Direktabnahme von Juuso Rajala, ein Jubelschrei wie ein Orkan: Sieben Sekunden stehen am Abend des zweiten Weihnachtsfeiertages noch auf der Anzeigetafel im Neuwieder Icehouse, als der 35-Jährige den Puck so in die Maschen drischt, als gäbe es nichts Selbstverständlicheres. Vier Tore hatte der finnische Neuzugang in seinem zweiten Spiel für den EHC vor 1400 Zuschauern zuvor bereits vorbereitet, jetzt muss er sich diesen Schuss nehmen, tut es im heruntertickenden Countdown und trifft für die Bären im Derby gegen die EG Diez-Limburg zum Ausgleich. „Wie er den reinmacht, dafür kann man Respekt zollen“, gab’s auch Anerkennung von EGDL-Trainer Carsten Gosdeck für Rajalas 6:6. Das Tor des ehemaligen DEL2-Spielers bringt dem EHC auch im zweiten BeNe-League-Spiel nach dem 3:2-Sieg gegen die Snackpoint Eaters Limburg-Geleen am Freitag Zählbares ein, allerdings keinen Erfolg. Die Deichstädter verlieren das Spektakel-Derby gegen die Rockets mit 6:7 (3:2; 1:3; 2:1; 0:1) nach Verlängerung, sind nach der enttäuschenden Cup-Runde aber nicht mehr wiederzuerkennen. „Wir haben uns spielerisch sehr gesteigert und sind gegen eine sehr starke Mannschaft wie Diez-Limburg ebenbürtig“, sagte Bären-Trainer Leos Sulak, der diese Entwicklung auch am nachverpflichteten Rajala ausmacht. „Der Vorstand und Manager Carsten Billigmann haben sich den Allerwertesten aufgerissen, um solch einen Spieler zu uns zu bekommen.“
Offensiv begegneten die Neuwieder der EGDL mindestens auf Augenhöhe, wenn nicht sogar mehr. Bei den Gegentoren gehörten jedoch einige in die Kategorie „vermeidbar“. Zwei Abprallertore durch Jake Fuss (13.) und Paul König (19.) kosteten dem EHC eine deutlichere Führung als das 3:2 nach 20 Minuten. Jeff Smith (6.), Brett Magee aus der Distanz (16.) und Björn Asbach (19.) schossen den Vorsprung heraus. Die Spielanteile drehten sich im Mittelabschnitt. Die Rockets brauchten zweieinhalb Minuten für drei Treffer. König (27.), Marcel Kurth (28.) und Niko Lehtonen (29.) bestraften die Schwächephase der Bären. Trainer Sulak nahm die Auszeit und brachte sein Team wieder auf Kurs. Großchancen durch Sperling (28.) sowie Smith (31.) änderten zunächst nichts am Ergebnis, dann fand Magee zum zweiten Mal von der blauen Linie die Lücke und brachte den EHC wieder heran (34.).
So zufrieden Leos Sulak mit der spielerischen Leistung war, so sehr versetzten ihn Undiszipliniertheiten, die zu einer langen Unterzahlsituation führten, kurz vor der zweiten Pause in Rage. „Diese Phase hat uns das Spiel gekostet. Wir müssen uns auf das Spiel konzentrieren, anstatt zu labern“, sagte der EHC-Coach. Königs dritter Treffer sicherte der EGDL erneut ein Zwei-Tore-Polster (43.). Aber Neuwied hatte seine erste Reihe. Rajalas sensationeller Steilpass leitete Smiths 5:6-Anschlusstreffer ein (47.) und dann schickte der Finne die Begegnung wie eingangs beschrieben in die Verlängerung (60.).
Maximal fünf Minuten im Kräfteverhältnis drei gegen drei folgten als finaler Showdown. In diesem Format schafft jeder gewonnene Zweikampf große Freiräume. Einen dieser wichtigen Zweikämpfe gewann John McLean an der Bande im Neuwieder Drittel, David Lademann kam mit viel Zeit und Platz zum Abschluss und beendete die Begegnung.
Neuwied: Guryca – Dech, Apel, D. Schlicht, Magee, Rieger – Rajala, Stephens, Asbach, Beeg, Litvinov, Hochstraßer, Sperling, Wasser, Smith, Etzel.
Diez-Limburg: Ekholm Rosén – Reuner, Valenti, Gutjahr, McLean, Kristic, Lachmann, Minaychev, Seifert – Kurth, Wegner, Piskowazkow, Lehtonen, König, Lademann, Fuss, Klein, Karpenko, Grund.
Schiedsrichter: Marcus Hahn/Marc Stromberg.
Zuschauer: 1400.
Strafminuten: 19:14.
Tore: 1:0 Jeff Smith (Rajala, Magee) 6‘, 1:1 Jake Fuss (Lehtonen, Seifert) 13‘, 2:1 Brett Magee (Rajala, Asbach) 16‘, 2:2 Paul König (Lademann, Reuner) 19‘, 3:2 Björn Asbach (Hochstraßer, Apel) 19‘, 3:3 Paul König (Lademann, Wegner) 27’, 3:4 Marcel Kurth (Lademann, König) 28‘, 3:5 Niko Lehtonen (Wegner, Fuss) 29‘, 4:5 Brett Magee (Rajala, Smith) 34‘, 4:6 Paul König (Fuss, Valenti) 43‘, 5:6 Jeff Smith (Rajala) 47‘, 6:6 Juuso Rajala (Sperling) 60‘, 6:7 David Lademann (McLean, König) 62‘.
Mit vier zum Teil sensationellen Vorlagen und seinem Tor zum 6:6 machte EHC-Neuzugang Juuso Rajala (Bildmitte) deutlich, warum EHC-Vorstand und -Management ihn unbedingt haben wollten.