700 reiselustige EHC-Fans sehen den 3:1-Sieg im letzten Regionalliga-Finale in Ratingen
Freitag, 22.15 Uhr, Eissporthalle am Ratinger Sandbach: Im hohen Bogen schleudern die Spieler des EHC „Die Bären“ 2016 ihre Handschuhe und Helme von sich. Es ist der Moment, der Eishockey-Neuwied nach neun Jahren wieder kopf stehen lässt. Seitdem gab es Erfolge im Rheinland-Pfalz-Pokal und Inter-Regio-Cup, aber diese reichen an den Triumph vom Freitagabend nicht heran. Durch einen 3:0-Sweep im Finale der Regionalliga West gegen die Ratinger Ice Aliens holten die Bären den Ligatitel wie zuletzt im Jahr 2014 wieder in die Deichstadt.
Rund 700 Neuwieder Fans machten die Auswärtspartie in Ratingen zum EHC-Heimspiel, circa 150 empfingen die Mannschaft tief in der Nacht vor dem Icehouse. Eine besondere Aktion hatte sich die Neuwieder Feuerwehr ausgedacht. Sie platzierte zwei Leiterwagen so, dass der Mannschaftsbus sich seinen Weg durch dieses Spalier bahnen konnte. Wo sich die beiden Leitern in luftiger Höhe trafen, hing die blau-weiße Neuwied-Fahne. „Großartig, wie unsere Fans uns unterstützt haben“, bedankte sich Meistertrainer Leos Sulak nach dem letzten Spiel seiner langen, erfolgreichen Laufbahn. Im Alter von 67 Jahren ging der Deutsch-Tscheche am frühen Samstagmorgen nach der Ankunft in Neuwied in den wohlverdienten Eishockey-Ruhestand.
Zurück nach Ratingen: Wie schon im ersten Spiel der Serie bekamen die Bären und die Ice Aliens zahlreiche Möglichkeiten, in Überzahl spielen zu können. Die Unparteiischen Denis Kyei-Nimako, bereits vor einer Woche kleinlich unterwegs, und Christian Perlitz, der im vergangenen Jahr das EHC-Endspiel in Duisburg leitete, sprachen 42 Minuten in kleinen Strafen aus – stattlich. Aber in 19 Powerplays (elf für Ratingen, acht für Neuwied) fand der Puck nur einmal den Weg ins Netz. Und das zu einem Zeitpunkt, als sich die Bären-Anhänger bereits zum Jubeln fertig gemacht und die „Sulak-Dankesfahne“ hinter dem Tor von Jan Guryca aufgehängt hatten. Malte Hodi schob die Scheibe 84 Sekunden vor Schluss ein und verkürzte zum 1:2. Die Einheimischen witterten noch einmal Morgenluft, zumal Jeff Smith kurz danach auf die Strafbank musste und das Sulak-Team sich einer Zwei-Mann-Überzahl der Ice Aliens gegenübersah, die Schlussmann Marvin Frenzel zu Gunsten eines sechsten Feldspielers vom Eis nahmen. Aber die Bären, und das haben sie in dieser Serie durchgängig bewiesen, können Unterzahl nicht nur insofern, dass sie das eigene Tor voller Hingabe verteidigen, sondern sie suchen auch ihre Chance, wenn sie sich offensiv bot. Jeff Smith tat’s in der 57. Minute zum 0:2 und Marco Bozzo vier Sekunden vor Schluss zum 1:3-Endstand.
„Wir haben heute unser bestes Spiel in dieser Serie gemacht. Ich hatte nie das Gefühl, dass wir es verlieren können, weil wir gut in der Abwehr standen“, sagte Sulak nach der Partie, die lange Zeit 0:0 stand. Durch die vielen Überzahlsituationen gab es auf beiden Seiten zwar Torschüsse nicht zu knapp, aber nur wenige klare Einschussgelegenheit. Marco Bozzo scheiterte mit einem Alleingang an Aliens-Torhüter Marvin Frenzel, Björn Asbach für den EHC und Maximilian Bleyer für Ratingen später am Pfosten. Die Richtung gab Thorben Beegs wichtiges 0:1 in der 35. Minute vor. Daniel Pering brachte den Puck über die rechte Seite zunächst ins Ratinger Drittel, dann nach einem Doppelpass mit Jan-Niklas Linnenbrügger in die Mitte, wo Beeg frei stand und nur noch die Kelle hinhalten musste.
Die Ice Aliens erhöhten zu Beginn des letzten Drittels mit dem Rücken zur Wand stehend die Schlagzahl. Bleyer setzte bereits zum Jubeln an, traute dann jedoch seinen Augen nicht, dass Guryca den Schuss mit der Fanghand entschärfte. Die Außerirdischen begannen zu verzweifeln am EHC-Abwehrbollwerk. Aufopferungsvoll warfen sich die Bären in jeden Schuss und durften sich sicherer fühlen, als Marco Bozzo in Unterzahl seine Schnelligkeit im Konter ausspielte, an Frenzel scheiterte, aber der mitgelaufene Jeff Smith den Abpraller vollstreckte (59.). Hodis Anschlusstreffer zog den Spannungsbogen noch einmal kurzzeitig an (59.), doch Bozzos Schuss ins leere Tor bedeutete den Auftakt einer langen Neuwieder Feiernacht.
Ratingen: Frenzel – Kreuzmann, Fischer, Scharfenort, Evertz, Klingsporn, Schumacher, Gärtner – Hodi, Hanke, Partyka, Bleyer, Grein, Schönfeld, Tobias Brazda, Traut, Fischbuch, Palmeira Kerkhoff, Tim Brazda.
Neuwied: Guryca – Renke, Pering, Apel, Zaslavski, Klyuyev, Rieger, Hofschen – Beeg, Bozzo, S. Asbach, Appelhans, Spister, Litvinov, Linnenbrügger, B. Asbach, Sperling, Wasser, Schneider, Smith.
Schiedsrichter: Denis Kyei-Nimako/Christian Perlitz.
Strafminuten: 18:24.
Zuschauer: 1559.
Tore: 0:1 Thorben Beeg (Pering, Linnenbrügger) 35‘, 0:2 Jeff Smith (Bozzo) 47‘, 1:2 Malte Hodi (Bleyer, Fischbuch) 59‘, 1:3 Marco Bozzo (Guryca) 60‘.
Am Ziel: Die Bären kürten sich in Neuwied zum Regionalliga-West-Meister 2022/23.