Bären gewinnen mit 7:4 in Ratingen

Der EHC „Die Bären“ 2016 hat den Heimvorteil der Ice Aliens Ratingen im ersten Spiel der Finalserie um die Meisterschaft in der Eishockey-Regionalliga West umgedreht. Auf den Tribünen der Eissporthalle „Am Sandbach“, wo die Neuwieder Fans deutlich den Ton angaben, genauso wie auf dem Eis. Durch einen auch in der Höhe verdienten 7:4-Sieg nimmt die Mannschaft von Trainer Leos Sulak einen wichtigen Vorsprung mit in das richtungsweisende Heimspiel am Sonntagabend ab 19 Uhr im Icehouse. „Wer dann nicht in die Halle kommt, dem ist nicht mehr zu helfen“, rechnet Manager Carsten Billigmann mit einer deutlich vierstelligen Zuschauerkulisse.
48 Prozent der Neuwieder Powerplays führten in den Serien gegen den Neusser EV und den EC Lauterbach zu Toren. Trotzdem ließ Trainer Sulak in der Endspielvorbereitung das Über- und Unterzahlspiel noch einmal trainieren. Er schien es im Gefühl zu haben, dass diese Disziplinen in der intensiven und giftigen Partie, die alle Erwartungen erfüllte, gefragt sein werden. Dass bei Schiedsrichter Dennis Kyei-Nimako die Strafen locker sitzen hatte der EHC bereits im Auswärtsspiel in Bergisch Gladbach erfahren, und auch diesmal befanden sich der DEL-Linienrichter und seine Kollegin Tijana Haack in Geberlaune. Vor allem gegen Neuwied: Elfmal erwischte es in den EHC mit Hinausstellungen. Da musste das Unterzahlspiel funktionieren. Und es funktionierte. Größtenteils zumindest. Zunächst mussten die Bären aber zwei Tiefschläge einstecken. Tobias Brazda fälschte den Distanzschuss von Maik Klingsporn zum 1:0 ab (7.). Der Schock saß tief, denn nur zwölf Sekunden nach dem Bully blies Malte Hodi zum – für Neuwied zu schnellen – nächsten Angriff und legte direkt nach (7.). So wünscht sich niemand den Start in die Titeljagd.
Die Überzahl brachte den EHC ins Spiel. Raphael Palmeira-Kerkhoff saß auf der Strafbank, als Marco Bozzo mit einem knallharten Schuss von der blauen Linie traf (10.). Nur zwei Minuten später bestrafte Kapitän Jeff Smith den vorangegangenen Ellenbogencheck von Tobias Brazda. Strafen blieben ein ständiger Begleiter in dieser Begegnung, im Mittelabschnitt vor allem einige fragwürdige gegen die Bären. Bis zur 30. Minute stand das Sulak-Team fast permanent mit einem Mann weniger auf dem Eis. „Jeder hat sich in Unterzahl zerrissen“, lobte Manager Billigmann die Kampfkraft der Mannschaft, die auch die Momente erahnte, in denen sie mehr wagen konnte. Janeck Sperling bot sich in der 22. Minute eine solche Gelegenheit. Er lief ganz allein auf Lukas Schaffrath zu und brachte seine Mannschaft erstmals in Führung. „Wir hatten diesmal auch das Quäntchen Glück auf unserer Seite“, kommentierte Billigmann zum Beispiel den Lattentreffer von Ratingens Dennis Fischbuch gegen Mitte des zweiten Drittels. Der Ausgleich fiel trotzdem. Benjamin Hanke erzielte das 3:3 (33.). Neuwied blieb fokussiert und bestimmte die Endphase des zweiten Drittels. Bozzo zog ähnlich wie beim 2:1 aus der zweiten Reihe ab – 4:3 für die Deichstädter (36.). Zum fünften Treffer fehlten kurz danach nur wenige Zentimeter. Den Schuss von Janeck Sperling klärte Stephan Kreuzmann in bester Baseball-Manier mit dem Schläger in der Luft nach Auffassung von Schiedsrichterin Haack dicht vor der Torlinie. Hier jubelten die Bären noch verfrüht, in der 44. Minute dann aber zurecht. Tim Cornelißens Distanzschuss führte zum 3:5. Danach gingen es die Gäste defensiver ausgerichtet an. Ratingen fand kein Mittel, den EHC in Bedrängnis zu bringen, und als Sperling von der linken Seite in die Mitte zog und rechts oben unter die Latte schoss, waren die Weichen gestellt (55.). Daran änderte auch Tim Brazdas 4:6 (57.) nichts. Im Nachstochern drückte er den Puck an Jan Guryca vorbei. Leos Sulak reagierte mit der Auszeit, in der er die Gemüter beruhigte. Ratingens Hoffnung über den sechsten Feldspieler noch etwas zu regeln erledigte sich nach einer doppelten Zeitstrafe gegen Brazda exakt 120 Sekunden vor Schluss. Der EHC hielt das Geschehen in Überzahl von seinem Tor fern und bleib perfekt effektiv. Ein zunächst abgeblockter Schuss fand mundgerecht den Weg zu Maximilian Wasser, der auf 4:7 erhöhte (59.).

Ratingen: Schaffrath – Kreuzmann, Fischer, Scharfenort, Evertz, Klingsporn, Schumacher, Gärtner – Hodi, Hanke, Partyka, Bleyer, Grein, Schönfeld, Tobias Brazda, Traut, Fischbuch, Palmeira Kerkhoff, Tim Brazda.
Neuwied: Guryca – Renke, Pering, Apel, Cornelißen, Zaslavski, Klyuyev, Rieger – Bozzo, S. Asbach, Appelhans, Spister, Litvinov, Apel, Linnenbrügger, B. Asbach, Sperling, Wasser, Schneider, Smith.
Schiedsrichter: Dennis Kyei-Nimako/Tijana Haack.
Zuschauer: 873.
Strafminuten: 12:22.
Tore: 1:0 Tobias Brazda (Klingsporn, Tim Brazda) 7‘, 2:0 Malte Hodi (Fischbuch, Kreuzmann) 7‘, 2:1 Marco Bozzo (Spister, Wasser) 10‘, 2:2 Jeff Smith (Sperling) 13‘, 2:3 Janeck Sperling 22‘, 3:3 Benjamin Hanke (Klingsporn, Gärtner) 33‘, 3:4 Marco Bozzo (Spister, Wasser) 36‘, 3:5 Tim Cornelißen (Spister, Sperling) 44‘, 3:6 Janeck Sperling (Spister, Apel) 55‘, 4:6 Tim Brazda (Tobias Brazda, Hanke) 57‘, 4:7 Maximilian Wasser (Sperling, Spister) 59‘.

Vier Spieler, sechs Tore: Jeff Smith, Marco Bozzo, Maximilian Wasser und Janeck Sperling (von links) waren in Ratingen mit Treffern erfolgreich.